Blockchain Teil 3: Wie mit der Blockchain dem Ticket- und Merchandise-Schwarzmarkt die rote Karte gezeigt wird
Transparente, nachvollziehbare und regelbasierte Ticketweitergabe
Seit eh und je ist der Ticket-Schwarzmarkt, der sich in den letzten Jahren immer mehr auf Online Plattformen wie Viagogo verlagert hat, den Veranstaltern ein Dorn im Auge. Solange allerdings Tickets als E-Mail, als PDF-Datei oder als Barcode-Bild ausgegeben und somit kopiert werden können, ist Betrug nur schwerlich zu bekämpfen. Abhilfe könnte auch hier die Blockchain leisten.
Nach dem Kauf eines Tickets im Onlineshop müsste der Kunde in einer speziellen Ticket-App, in der er zuvor Daten eingegeben hat, das Ticket über einen Freischaltcode aktivieren. Erst dann würde er es in seine Wallet (virtuelle Geldbörse) ausgehändigt bekommen. Sollte er zudem weitere Karten erworben haben, so kann er die jeweiligen Freischaltcodes an Freunde, Familienmitglieder oder Bekannte weiterleiten, die die Tickets dann genauso herunterladen und personalisieren müssten. All diese Transaktionen würden in der Blockchain hinterlegt werden, sodass es auch weiterhin jedes Ticket nur einmal geben würde. Der Prozess der Ticketweitergabe ist somit für den Rechtehalter stets transparent und nachvollziehbar.
Zudem bietet sich Rechteinhabern mittels der Smart Contracts die Möglichkeit, einen Höchstpreis für weiterverkaufte Tickets oder aber einen bestimmten Zeitraum, in dem Tickets transferiert werden können, festzulegen. Auch, dass Tickets nur an Personen verkauft werden dürfen, die in ihrer Wallet die Nummer ihres Personalausweises hinterlegt haben, stellt eine interessante Option für Rechteinhaber dar. So ließen sich Personen, gegen die Stadionverbote vorliegen, vom Ticketverkauf ausschließen.
Eine fürs Ticketing speziell entwickelte Blockchain ist das vom Unternehmen Aventus Systems entwickelte Open-Source-Protokoll „Aventus“. Dieses Protokoll erlaubt Rechteinhabern, im Rahmen von Smart Contracts, Regeln für die gesamte Ticketing-Lieferkette zu definieren, an die sich alle Beteiligten zwangsweise halten müssen.
Beim Super Cup Spiel im August in Tallinn hat die UEFA erstmals die Blockchain Technologie im Rahmen des Mobile Ticketing genutzt. Alle verkauften Public-Tickets für das Spiel zwischen Real Madrid und Atlético Madrid wurden über eine Blockchain-basierte iOS- und Android-App versendet. Ziel war es, eine sichere Übermittlung von Tickets zu gewährleisten und die Kopie und Vervielfältigung von Eintrittskarten zu verhindern.
Neben der UEFA hat auch die FIFA bereits ihre ersten Erfahrungen mit der Blockchain gesammelt. Der Weltverband testete die von AlphaWallet entwickelte Ticketing Blockchain während der Fußball WM 2018.
Fälschungssichere Merchandise-Artikel
Ähnlich wie beim Ticketing stellt der Schwarzmarkt auch beim Merchandising ein generelles Problem dar. Fußballtrikots sind ein beliebtes Ziel. Viele wollen sie, aber immer weniger Menschen können sie sich leisten. Preise im Bereich der 130 Euro sind längst keine Seltenheit mehr für ein Trikot der Kategorie „Authentic“. Das lässt grundsätzlich einen lukrativen Markt für Fälschungen entstehen, die stetig besser werden und somit schwieriger vom Original zu unterscheiden sind. Laut einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young aus dem Jahr 2016 entsteht durch Produktpiraterie, alleine für deutsche Unternehmen ein jährlicher branchenübergreifender Schaden in Höhe von ca. 56 Milliarden Euro.
Um diesem Problem zu begegnen, ließen sich dutzende von spezifischen Merkmalen für jedes einzelne originale Merchandise-Produkt festlegen und in einer Blockchain dezentral speichern. Mithilfe einer speziellen Augmented Reality Authentication App würde der Fan in die Lage versetzt werden, selbstständig die Echtheit der Ware zu überprüfen. Bei dieser Überprüfung führt die App verschiedenste Tests an einem Artikel durch, bei der die in der Blockchain festgelegten Merkmale des Originals mit dem vorliegenden Produkt abgeglichen werden. Sobald ein Test nicht bestanden wird, identifiziert die App den jeweiligen Artikel als Fälschung und schützt dadurch den Fan vor Betrug.
Dass ein solches Blockchain-basiertes Tool zur Verfolgung der Echtheit von Merchandise-Artikeln keine Zukunftsvision ist, beweist aktuell das US-Eishockey Team L.A. Kings. In Partnerschaft mit dem Augmented Reality Start-up Pro Exp Media brachte das NHL Team im Februar ein solches Tool zur Bekämpfung von Produktpiraterie auf den Markt.
Vorschau auf nächste Woche
Fast ein Viertel ihrer Einnahmen generieren die Fußball Bundesligisten durch Werbung. Dem Sponsoring kommt hierbei eine essenzielle Bedeutung zu. Doch der Prozess von der Suche bis zum Abschluss eines Sponsoringvertrags ist lang.
Erfahren Sie in der nächsten Woche, wie die Blockchain-Technologie den Akquirierungsprozess von mehreren Monaten bis auf wenige Stunden verkürzen kann.
Bereits erschienen:
Teil 1: Die Blockchain – Eine Technik mit dem Potenzial die (Sport-)Welt zu verändern
Teil 2: Das Transfergeschäft an die Kette gelegt