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Studi der Woche: Jan Kühl

Der 27-Jährige ist nach seinem Bachelor- und Master-Studium an der DHfPG als Venue Manager, Marketing & Sales beim Handball-Bundesligisten und Champions League Teilnehmer SG Flensburg-Handewitt tätig. Ihr hattet die Gelegenheit, Fragen an den DHfPG-Absolventen zu stellen. Hier kommen die Antworten:

 

Steckbrief:

  • Name: Jan Kühl
  • Alter: 27
  • Beruf: Venue Manager, Marketing & Sales bei der SG Flensburg-Handewitt
  • Studiengang an der DHfPG (Bachelor und Master): Sportökonomie
  • Hobbies: Laufen, Golf, Skifahren, Reisen
  • Lieblingsessen: Steak
  • Lieblingsgetränk: Wasser, guter Riesling
  • Motto / Lieblingszitat: „The only way to be truly satisfied is to do what you believe is great work, and the only way to do great work is to love what you do“ – Steve Jobs

Wie habt ihr die COVID-Zeit überbrückt?

„Überbrückt“, ist vielleicht das falsche Wort. Es impliziert für mich immer, dass Zeit gefüllt werden muss. Das war bei uns nicht der Fall, da wir alle Hände voll zu tun hatten. Nichtsdestotrotz mussten wir uns mit den neuen Gegebenheiten auseinandersetzen. Als Erstes mussten wir die Planungen für mögliche Geisterspiele in Angriff nehmen. Zum ersten Mal wäre dies beim Champions League Achtelfinalspiel gegen Montpellier (18.03.2020) der Fall gewesen. Das hatte sich allerdings schnell erledigt, da sowohl diese, als auch alle darauffolgenden Partien abgesagt wurden.

Relativ zeitnah ging es dann für uns in die Kurzarbeit und wir saßen im Home-Office, wodurch die Meetings monatelang nur via Skype oder Zoom abgehalten werden konnten. Danach hat jeder in seinem Bereich Krisenmanagement betrieben. Für meinen Bereich „Spieltagsorganisation“ kam dann auch relativ früh das Thema Hygienekonzept auf den Tisch: „Was müssen wir machen, damit unsere Mannschaft wieder zusammenkommen kann?“, „Trainieren kann?“, „Wie sind die Voraussetzungen von lokalen Gesundheitsämtern, Liga und Verband?“; alles Fragen, mit denen ich mich in dieser Phase beschäftigt habe.

Mit fortschreitender Zeit ging es anschließend auch darum, wie wir wieder zum „normalen“ Spielbetrieb zurückkehren können. Gerade die Themen rund um die Wiederaufnahme des Spielbetriebs, ohne und zum Glück mittlerweile wieder mit Zuschauern, hat in dieser Phase sehr viel Zeit in Anspruch genommen.

Wie hast du nach dem Studium einen Job bekommen? War die Suche/das Finden schwer?

Wie in meiner Erfolgsgeschichte geschildert, kam die Möglichkeit bei der SG Flensburg-Handewitt durch ein Praktikum zustande. Ich habe mich nach dem Bachelor-Abschluss gefragt, wie es weitergehen soll, ob ich den Master noch anschließe, direkt eine Vollzeitstelle begleite oder erste Erfahrungen durch ein Praktikum sammele. Die Entscheidung fiel dann im ersten Schritt auf ein Praktikum, weil ich mir noch nicht sicher war, was ich beruflich machen möchte. Über einen ehemaligen Fußballkameraden, der bei der SG den Hospitality-Bereich betreut, kam dann ein erster Kontakt zustande, woraufhin ich mich dort für einen Praktikumsplatz bewarb. Nach einem sechsmonatigen Praktikum erhielt ich dann das Angebot für eine Vollzeitanstellung bei der SG.

Gerade für die Sportbranche ist dieser Werdegang nicht ungewöhnlich. Ich habe mit vielen Bekannten aus anderen Vereinen und Verbänden gesprochen, die ebenfalls über eine Praktikumsstelle den Weg in die Sportbranche gemeistert haben. Vereine ziehen auch gerne aus ihrem „Praktikumsnetz“ Personen heraus, wenn sie vakante Stellen besetzen möchten.

Daher ist es auch enorm wichtig, sich schon früh ein breites Netzwerk in der Sportbranche aufzubauen und sich durch Praktika den Weg in die Sportbranche zu erarbeiten.

Deine größte berufliche Herausforderung?

Ich kann sagen, dass meine größte Herausforderung sicherlich die Corona-Pandemie war und immer noch ist. Du lernst halt in keinem Lehrbuch, auch nicht in den Studienbriefen der Uni, was du in solchen Situationen machen kannst. Wir bewegen uns alle momentan auf einem Gebiet, dass uns vollkommen fremd war/ist. Eben auch, weil wir keine Virologen sind und nur schwer einschätzen können, wie man mit gewissen Umständen in der Pandemie umgehen muss. Herausfordernd war hier einfach, dass man sich „reinfuchsen“ musste, sich der Aufgabe gestellt hat und wie ich finde, haben wir das hier in Flensburg echt super gelöst. Dies zeigt sich auch in unserem erarbeiteten Hygienekonzept und durch den Umstand, dass wir wieder im regelmäßigen Spielbetrieb mit Zuschauern sind.

Es ist allerdings für alle Bereiche in unserem Verein immer noch eine große Herausforderung, weil es einfach für solche Situationen keinen Plan gibt, der dir aufzeigt, wie man die jeweiligen Problemstellungen mustergültig löst. Da ist jeder in seinem Bereich auch in gewisser Weise als Krisenmanager gefragt.

Was genau sind deine Aufgaben?

Im Feld der Spieltagsorganisation dreht es sich bei mir um Themen wie:

  • die Koordination aller relevanten Parameter zur Durchführung von Spieltagen in der Handball-Bundesliga und Champions League
  • die Reise- und Ablaufkoordination bei internationalen Spieltagen
  • die Betreuung von EHF Delegierten, Schiedsrichtern und Marketing Supervisoren
  • die Konzeption vom Arena Show Programm und die Koordination mit relevanten Dienstleistern und ehrenamtlichen Helferteams

Zudem bin ich aktuell als COVID-19 Hygieneverantwortlicher für die Hygienekonzepte in unseren Reihen verantwortlich.

Im Marketingbereich geht es in die Richtungen vom:

  • Brand Management
  • die Koordination und Betreuung von Sponsoring-Terminen
  • die Steuerung von Markenaktivierung und Markenmanagement
  • die Organisation und Umsetzung von Sponsoring-Aktivierungen
  • die Konzeption unserer CI
  • die Umsetzung bereichsübergreifender Marketingaktivitäten
  • sowie die Konzeption von Marketing-Kampagnen

Wie baut man sich am besten ein Netzwerk im Sportbusiness auf?

Ich glaube, dass es nicht den perfekten Plan gibt, den ich irgendjemand an die Hand geben kann. Es ist wichtig, seine Augen und Ohren offenzuhalten und keine Scheu zu haben, Personen anzusprechen, um neue Kontakte zu knüpfen.

Verbildlichen kann man das Ganze gut durch „die 5 Minuten einfach mal länger bleiben“, sei es in einer Vorlesung an der Uni, auf einem Kongress oder bei sonstigen Events. Also nicht, wenn der Hammer fällt, nach Hause zu gehen, sondern sich die Zeit zu nehmen, um sich mit Personen auszutauschen. Dadurch entstehen wertvolle Verbindungen, die auch nachhaltig einen Vorteil mit sich bringen können.

Wie wichtig ist deiner Meinung nach eine permanente Weiterbildung in deinem Job oder reicht lediglich das Studium aus? In welchen Bereichen muss man sich in deinem Job (regelmäßig) weiterbilden?

Ich bin mir sicher, dass man um regelmäßige Weiterbildungen nicht herumkommt, wenn man den Anspruch hat, in seiner beruflichen Karriere weit zu kommen: ob das Trends sind, die entstehen, bei denen man sich neue Kompetenzen aneignen muss, Themen, die ein Studium nicht abdecken oder auch Dinge, denen man im beruflichen Kontext noch nicht begegnet ist. Da glaube ich schon, dass eine permanente Weiterbildung wichtig ist.

Ein Studium bietet immer ein gutes Fundament, um im beruflichen Alltag Fuß zu fassen. Vieles kommt natürlich nachher auch durch „learning on the job“ und durch die erworbene Praxiserfahrung. Ich denke aber, dass man mit einem Studium gut aufgestellt ist und sich darauf vieles aufbauen lässt.

Beende den folgenden Satz: Ein Venue, Marketing & Sales Manager im Handball sollte folgendes mitbringen …

Ich würde es gerne nicht nur auf meinen Job beziehen, sondern allgemein auf die Tätigkeiten in der Sportbranche. Auf jeden Fall ist eine gewisse Begeisterung für den Verein oder die Organisation von Nöten, weil es in dieser Branche keinesfalls ein klassischer „9 to 5 Job“ ist. Wenn man keine Identifikation zu dem Verein oder der Organisation hat, wird es schwierig den Arbeitsaufwand, der in keiner 40 Stunden Woche abzubilden ist, zu bewerkstelligen. Weiterhin sind Leistungsbereitschaft und Flexibilität wichtige Faktoren. Auch der Blick über den Tellerrand hinaus, ist für das Handeln und Agieren im Sport Business enorm wichtig.

Hattest du in deinem Beruf bereits Angst, Erwartungen nicht erfüllen zu können? Wenn ja, wie bist du damit umgegangen und was kannst du uns (Studierenden) in solchen Situationen raten?

Ich glaube, dass es, gerade auch in jungen Jahren Dinge gibt, die sehr herausfordernd sein können. Allerdings habe ich solche Situationen nie mit Angst verbunden. Ich persönlich habe solche Erwartungen in gewisser Weise immer als großen Vertrauensbeweis und somit immer sehr positiv wahrgenommen. Ich denke, dass da jeder Mensch anders ist und es darauf ankommt, in welchem Umfeld man sich bewegt. Ausschlaggebend sind auch die gegebenen Vertrauensverhältnisse im beruflichen Alltag.

Ich kann jedem nur den Tipp geben, sich vor allem in jungen Jahren keinen zu großen Kopf zu machen. Es ist wichtig, eigene Erfahrungen zu sammeln und gegebenenfalls an den Herausforderungen/Erwartungen zu wachsen. Es wird auch Situationen geben, in denen man die Erwartungen nicht erfüllen kann. Hieraus sollte man lernen, stets positiv bleiben und sich mit den gesammelten Erfahrungen neuen Herausforderungen stellen.

Wie wichtig ist die englische Sprache in deinem Beruf? Kann man ohne Englisch in deinem Beruf arbeiten?

Es gibt bestimmt Bereiche in der Sportbranche, in denen man ohne Englisch in gewisser Weise durchkommt. Aber in der heutigen Zeit ist es unabdingbar, dass man in Englisch einigermaßen gut unterwegs ist.

Für mich persönlich, beziehungsweise allgemein für die Arbeit bei einem international agierenden Verein, ist ein gekonnter Umgang mit der englischen Sprache essenziell wichtig. Das betrifft beispielsweise den Austausch mit den Verbänden bei der Organisation von internationalen Spielen oder auch den Austausch mit den gegnerischen Mannschaften.

Hier würde ich mich auch nochmal auf Frage 6 und das Thema „permanente Weiterbildung“ beziehen. Englisch ist für ein Vorankommen in der Sportbranche wichtig, weshalb man auch hier einen Schwerpunkt setzen kann, wenn es um das Thema Weiterbildung geht.

Hast du auch viel in deinem Beruf mit den Spielern der SG Flensburg-Handewitt zu tun? Wenn ja, in welcher Weise?

Natürlich habe ich in meiner täglichen Arbeit gewisse Schnittstellen mit dem sportlichen Bereich und den Spielern. Für meine Tätigkeiten im Marketing sind das beispielsweise verschiedene Sponsorentermine, die man mit den Spielern wahrnimmt oder den Media Day, welchen wir jedes Jahr zu Saisonbeginn umsetzen. Aber auch in der Spieltagsorganisation gibt es Berührungspunkte, sowohl bei Heimspielen und beim Begleiten von Auswärtstouren in der Champions League.

Wie wichtig sind in deinem Beruf digitale Kenntnisse?

In der heutigen Zeit sind digitale Kenntnisse natürlich enorm wichtig. Auch hier spielt wieder das Thema „permanente Weiterbildung“ eine wichtige Rolle. Man sollte versuchen, immer up do date zu sein und sich mit den aufkommenden Trends zu beschäftigen.

Gibt es eine Präsenzphase aus deinem Studium, die dir nachhaltig im Kopf geblieben ist, weil sie dir wichtigen Input für deinen Job gegeben hat?

Ja, ich glaube, vor allem im Master konnte ich aus fast allen Präsenzphasen wichtigen Input mitnehmen. Für mich persönlich waren vor allem die Inhalte rund um das Thema „Unternehmertum“ sehr spannend und lehrreich. Allerdings empfand ich das Modul „Kommunikation und Verhandlung“ als eines der wichtigsten und spannendsten Studienmodule, weil es einfach immens wichtig ist und das Thema omnipräsent ist.

 

Zur Erfolgsgeschichte:

Master-Studierender beim Handball-Bundesligisten SG Flensburg-Handewitt