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Studi der Woche: Sascha Simon

Sascha Simon, Absolvent der DHfPG im Studiengang Fitnessökonomie, hat den Sprung in den Profisport geschafft und arbeitet heute als Videoanalyst beim Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg. Bis zum 03.09. hattet Ihr Zeit, über unsere Social-Media-Kanäle Eure Fragen an den DHfPG-Absolventen zu stellen. Hier kommen die Antworten:

 

Über Sascha:

  • Alter: 26 (18.09.2020)
  • Beruf: Spielanalyst VfL-Fußball.Akademie
  • Studiengang an der DHfPG: Fitnessökonomie
  • Hobbies: Laufen, Fußball, Tennis, Netflix
  • Lieblingsessen: eine gute Pizza!
  • Lieblingsgetränk: Saftschorlen
  • Motto/Lieblingszitat: Hard work beats talent!

Wie ist bzw. war dein Werdegang nach dem Studium?

Ungefähr nach der Hälfte meines Studiums an der DHfPG habe ich den Arbeitgeber gewechselt und habe beim VfL Wolfsburg die Stelle des Spielanalysten der U23 angenommen. Nach erfolgreichem Bestehen des Bachelors und meiner Vertragsverlängerung bin ich auf der Suche nach Fortbildungsmöglichkeiten auf den Weiterbildungsmaster in Spielanalyse der Deutschen Sporthochschule Köln gestoßen. Dieser bietet Analysten, vorwiegend aus Spielsportarten kommend, die Möglichkeit, theoretische Modelle und den aktuellen Kenntnisstand im Bereich Spielanalyse auf die Praxis zu übertragen und auf die zukünftigen Entwicklungen des Marktes vorbereitet zu sein. Ende 2021 werde ich hoffentlich den Studiengang erfolgreich abschließen. Über die weiteren Schritte der Karriere mache ich mir momentan weniger Gedanken, da ich ab der Spielzeit 2020/21 als mannschaftsübergreifender Spielanalyst für die Teams der U15-U23 eingesetzt bin. Dadurch hat sich mein Aufgabenfeld sehr erweitert und ich erhalte Einblicke in die Ausbildung aller Spieler. Mittel- bis langfristig wird natürlich die Arbeit in der 1. oder 2. Bundesliga angestrebt.

Wie schafft man nach dem Studium den Sprung in den Profisport?

Ich muss ehrlicherweise gestehen, dass ich in der glücklichen Situation war, über persönliche Kontakte in den Profisport zu gelangen. Mein ehemaliger Arbeitgeber hatte mich beim VfL Wolfsburg als Spielanalyst empfohlen und nach einem persönlichen Gespräch und einer Probezeit habe ich eine Festanstellung erhalten.

Aus meiner Erfahrung und dem Austausch mit Kollegen aus den Bereichen Athletik, Reha und Spielanalyse weiß ich jedoch, dass viele über ein Praktikum oder eine Hospitation den Einstieg schaffen. Oftmals sind an der Universität oder auf Jobportalen Praktika ausgeschrieben. Hinterlässt man dort einen guten Eindruck, kommen die Arbeitgeber bei Bedarf gerne auf die Praktikanten zurück, da sie bereits die Strukturen und Abläufe in den Vereinen kennen.

Wie sieht dein Tagesablauf aus?

Das ist eine gute Frage. Man kann in diesem Beruf nicht von einem typischen Tagesablauf sprechen. An den Tagen Montag bis Mittwoch steht meist die Gegnervorbereitung für die Mannschaften der U19 und U23 an. Hinzu kommt die Aufbereitung des Videomaterials vom Wochenende zur Durchführung von Analysen im individual- und gruppentaktischen Bereich. Ab Mittwoch starte ich zudem bereits mit der Gegneranalyse für die Woche darauf, damit ich von den kommenden Gegnern mindestens zwei Spiele komplett gesehen habe.

Zusätzlich dazu schaue ich mir die Trainingseinheiten der Mannschaften an, sammele über die Woche hinweg Eindrücke über die Mannschaften und nehme bei Bedarf Trainingsinhalte mit der Kamera auf, um mannschaftstaktische Themen zur Spielvorbereitung mit den Trainern zu besprechen.
Am Wochenende folgt die Betreuung der Teams U17-U23, wobei ich versuche, alle Heimspiele abzudecken. Bestreiten beispielsweise an einem Wochenende die Mannschaften U17 und U19 beide ein Heimspiel, die U23 spielt jedoch auswärts, bin ich bei den Heimspielen vor Ort und sehe mir das Spiel der U23 im Nachgang per Video an. Bei den Heimspielen schneide ich während des Spieles relevante Spielszenen heraus und zeige sie dem Trainerteam in der Halbzeit, damit sie sofort ein visuelles Feedback über das Spiel erhalten.

Ab Montag startet der Rhythmus von vorne, wobei sich die Abläufe immer etwas verschieben können. Es ist ein gewisses Maß an Flexibilität gefordert, da das Wochenende aufgrund der Verpflichtungen meist entfällt. Dafür kann man sich natürlich an ein bis zwei Wochentagen früher Auszeiten gönnen oder den Arbeitstag erst gegen Mittag beginnen.

Wie nahm die Karriere als Videoanalyst seinen Lauf? Welche Fähigkeiten sind gefordert?

Die Frage ist schwer zu beantworten. Zunächst benötigt man eine gute Auffassungsgabe, da vor allem während der Live-Analyse eines Spieles viele Eindrücke gleichzeitig wahrgenommen werden müssen und man relativ schnell entscheiden muss, ob die Spielszene für den Trainer nun von Relevanz sein könnte oder nicht. Darüber hinaus ist ein sicherer Umgang mit technischen Geräten und Software Voraussetzung, um reibungslose Arbeitsabläufe zu gewährleisten.

Aufgrund der Vielzahl an Aufgaben ist es notwendig, gut strukturiert zu sein und Aufgaben vorausschauend zu erledigen. Man ist oft schon in der kommenden Woche bei der Gegnervorbereitung, muss aber für das aktuelle Spiel für Rückfragen der Trainer zur Verfügung stehen.
Außerdem ist eine gute Kommunikationsfähigkeit erforderlich, damit die beobachteten Schwerpunkte verständlich an Trainer und Spieler vermittelt werden können. Ein sicheres Präsentieren führt dazu, dass die gezeigten Inhalte von allen Beteiligten auf dem Platz in Training und Spiel umgesetzt werden können.

Eine frühere fußballerische Karriere ist ebenfalls vorteilhaft, wobei es sich dabei um keine erforderliche Fähigkeit handelt. Je länger man selbst Fußball gespielt hat, desto besser kann man einzelne Situationen auf dem Spielfeld einordnen und sich darüber hinaus auch in die Lage der Spieler hineinversetzen. Ich hatte das Glück, dass ich quasi direkt vom Spielfeld in das Berufsleben eingestiegen bin und somit als junger Analyst einen „guten Draht“ zu den Spielern hatte. Auf diese Art und Weise kann ich verschiedene Spielsituationen nachvollziehen und den Jungs Tipps mit auf den Weg geben.

Wie kam der Kontakt zum VfL zustande?

Wie bereits oben beschrieben, kam der Kontakt über meinen damaligen Arbeitsgeber Soccer and more limited zustande. Der frühere Trainer der U23 war auf der Suche nach einem neuen Spielanalysten für seine Mannschaft. Über die persönliche Beziehung meines Chefs und des Trainers kam es zu einem Vorstellungsgespräch und im Januar 2017 schließlich zu einer Festanstellung.

Spannendste Erfahrung, während deiner Tätigkeit beim VfL?

Während meiner 3 ½ Jahre im Verein gab es zahlreiche Erfahrungen, die mir in Erinnerung geblieben sind. Das spannendste Ereignis war das Wintertrainingslager Anfang 2017 in die USA nach Florida. Eigentlich war die Reise für die Lizenzmannschaft geplant, die ihre Vorbereitung auf die wichtigen Rückrundenspiele jedoch kurzfristig anderorts absolvierte. Daraufhin ist die U23, ergänzt durch einige U19-Spieler, eingesprungen. Mit dem Trip verbunden war die Teilnahme an einem internationalen Turnier, dem sogenannten Florida-Cup. Obwohl wir als absoluter Außenseiter angereist sind, gewannen wir am Ende mit einem Sieg und einem Unentschieden (Sieg nach Elfmeterschießen) das Turnier. Neben dem sportlichen Erfolg und der täglichen Arbeit auf dem Platz konnten wir viele Eindrücke mitnehmen und Erfahrungen fürs Leben gewinnen. 

Deine Zukunftspläne?

Zunächst bin ich zufrieden mit meiner neuen mannschaftsübergreifenden Aufgabe als Spielanalyst der Akademie, wodurch ich viele neue Einblicke erhalte und mein Aufgabenfeld enorm erweitert wird. Parallel gilt meine Konzentration dem Studium an der Deutschen Sporthochschule in Köln.
Im Fußball ist es aufgrund der Schnelllebigkeit schwierig, Schritte und Entscheidungen vorauszuplanen. Daher liegt mein Fokus auf der bestmöglichen Unterstützung der einzelnen Mannschaften und der Betreuung des Spielers auf dem Weg der Ausbildung.
Natürlich möchte ich gerne in der 1. oder 2. Bundesliga arbeiten, in dieser Hinsicht verspüre ich jedoch keinen Zeitdruck.

Ich kann mir auch vorstellen, die nächsten Trainerscheine zu machen, damit ich eventuell in diesem Bereich mehr eingebunden werden kann. Die Arbeit auf dem Platz mit den Mannschaften macht mir viel Spaß und ich konnte durch meine Tätigkeit bei der U23 bereits Erfahrungen in der Trainingspraxis sammeln. Zudem war ich beim Premier League International Cup, einem Turnier mit europäischen Nachwuchsteams in England als Co-Trainer und Spielanalyst vor Ort.
 
Danke für deine Zeit!

Zur Erfolgsgeschichte von Sascha Simon