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Von der Minijobberin zur Geschäftsführerin im Breitensportverein

Der TuS Ahrweiler ist ein Mehrspartenverein für die ganze Familie im Norden von Rheinland-Pfalz. Das Ehrenamt spielt eine wichtige Rolle in der Vereinsphilosophie. Doch die Vereinsarbeit wird immer vielschichtiger und komplexer und so entschied sich der hauptamtliche Geschäftsführer vor etwa vier Jahren mit Sabine Schenke eine duale Bachelor-Studierende der Sportökonomie einzustellen. Diese arbeitete zuvor schon ehrenamtlich und auf Minijob-Basis beim Verein und wagte mit knapp 46 Jahren noch einmal den Schritt in ein Studium. Als der Geschäftsführer kürzlich einen Nachfolger für seinen Posten suchen musste, kam für ihn niemand anderes infrage, als die mittlerweile frisch gebackene Bachelor-Absolventin.

Hauptgeschäftsführerin Sabine Schenke

Hauptgeschäftsführerin Sabine Schenke

Tus Ahrweiler 1898 e. V.

Knapp 1.700 Mitgliedern zählt der Tus Ahrweiler 1898 mittlerweile

Sabine Schenke weiterhin Übungsleiterin

Sabine Schenke weiterhin auch als Übungsleiterin ehrenamtlich aktiv

Traditionsverein mit großem ehrenamtlichem Engagement

Der TuS Ahrweiler 1898 e. V. ist ein innovativer Mehrspartenverein mit knapp 1.700 Mitgliedern in 13 Abteilungen und einer langjährigen Tradition. Die Schwerpunkte liegen auf der Förderung des Freizeit- und Breitensports für alle Altersklassen und beim Gesundheits- und Rehasport. Die angebotenen Sportarten reichen von Boule, Badminton, Bogenschießen, Handball über Leichtathletik, Tennis und  Tischtennis  bis hin zu Triathlon, Turnen, Wandern, Sportschützen und Volleyball. Die zuletzt neu gegründete Reha- und Gesundheitssportabteilung vervollständigt das Angebot. Etwa 70 ehrenamtliche überwiegend lizensierte Übungsleiter und Übungsleiterassistenten bieten den Mitgliedern ca. 250 Sportstunden pro Woche in den unterschiedlichsten Sportarten an. Dahinter steckt eine gut strukturierte Organisation, für die spätestens seit März 2018 Sabine Schenke hauptverantwortlich ist. Sie ist die neue hauptamtliche Geschäftsführerin beim TuS Ahrweiler. Seit elf Jahren gehört sie dem Verein als Mitglied an und ist seitdem einen konsequenten Weg gegangen, der fast schon logischerweise auf dem Geschäftsführerposten endete. „Zunächst habe ich mich ausschließlich ehrenamtlich engagiert, zum Beispiel als Übungsleiterin oder als Kampfrichterin und als Schriftführerin. 2010 habe ich dann zusätzlich auf Minijob-Basis angefangen im Verein Verwaltungstätigkeiten zu übernehmen. Schon damals habe ich Weiterbildungen absolviert, um mich bestmöglich einbringen zu können. Die abwechslungsreiche Vereinsarbeit machte mir immer schon großen Spaß“, denkt Sabine Schenke zurück. Auch der damalige Geschäftsführer erkannte früh ihr großes Engagement und die Eigeninitiative, welche sie an den Tag legte. Bereits seit 2009 arbeitete er an einer möglichen, späteren Nachfolgeregelung. Seit dem Zeitpunkt unterstützte Sabine Schenke mit wachsendem Aufgabenfeld seine Geschäftsführertätigkeit.

Für ein Studium ist es nie zu spät

2014 schließlich wagt Sabine Schenke einen mutigen Schritt, der für sie aber gar nicht so mutig war, sondern ein weiterer konsequenter Schritt ihrer Weiterentwicklung. Mit knapp 46 Jahren nahm sie das duale Bachelor-Studium Sportökonomie an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement DHfPG auf. „Ich habe selbst recherchiert, welche Möglichkeiten es für mich gibt, mich professioneller aufzustellen und bin so auf das duale Bachelor-Studium gestoßen. Der Geschäftsführer empfand dies ebenfalls als sinnvoll und sah dabei auch den positiven Nutzen für den Verein, der als Ausbildungsbetrieb fungieren sollte.“ Die Mitgliederzahlen sind  in den letzten Jahren stetig gestiegen und auch finanziell verlief alles nach Plan. Doch wachsende Mitgliederzahlen und die Weiterentwicklung des Vereins sind auch mit mehr Arbeit und Verantwortung verbunden. „Wer als Verein wächst oder wachsen möchte, der muss sich heutzutage auch professioneller aufstellen“, weiß Sabine Schenke. So kam es, dass der TuS Ahrweiler seit 2014 einer vom mehr als 4.300 Ausbildungsbetrieben der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement ist. Denn ein Ausbildungsbetrieb ist Voraussetzung für das duale Studium, da das Studiensystem ein Fernstudium mit kompakten Präsenzphasen sowie eine betriebliche Ausbildung vorsieht. „Es ist eine besondere Herausforderung in meinem Alter nochmal ein Studium zu beginnen.  Meine Kommilitonen waren nicht älter als 25. Aber der Studienverlauf an der DHfPG ist klar strukturiert, sodass man Präsenzphasen und Abgabetermine ein Jahr im Voraus fest einkalkulieren kann. So fällt das Lernen leichter und dank der aufeinanderfolgenden Module konnte ich die einzelnen Studienbriefe nacheinander durcharbeiten.“ Mit einem guten Zeitmanagement konnte sie ihr Studium über die insgesamt dreieinhalb Jahre neben dem wachsenden Verantwortungsbereich in der Vereinsarbeit sehr gut managen und Studieninhalte direkt in die Praxis umsetzen.

Studieninhalte für Vereinsarbeit genutzt

„Ich konnte beispielsweise eine Hausarbeit zum Anlass nehmen, um aus den gewonnenen Kenntnissen der Präsenzphase unser Leitbild und unsere Vision als Verein zu erstellen“, gibt sie ein Beispiel. Ihr kam während des gesamten Studiums entgegen, dass sie zum einen immer mehr Kompetenzen durch das fortschreitende Studium erwerben konnte und gleichzeitig neue Aufgaben in der täglichen Vereinsarbeit zugewiesen bekam. „Es handelte sich dabei zunächst um routinemäßige Verwaltungsaufgaben wie die Mitgliederverwaltung, Zuschussbeantragungen oder das Ausstellen von Verträgen für Übungsleiter. Außerdem stehe ich in stetigem Kontakt mit Schulen und Kindergärten aus der Region, um die Kooperationen dahingehend auszubauen. Hinzu kamen das Organisieren von sportlichen Veranstaltungen, von Vereinsfesten und Ferienfreizeiten und die Öffentlichkeitsarbeit“, zählt sie auf. Auch ihre Bachelor-Thesis kam dem Verein zu Gute. „Es handelte sich dabei um eine Mitgliederzufriedenheitsanalyse mit anschließender Ableitung von Handlungsempfehlungen für die Steigerung der Mitgliederzufriedenheit und Mitgliederbindung. Das Ergebnis war sehr  aufschlussreich. Die befragten Mitglieder sind äußerst zufrieden mit unserer Vereinsarbeit und legen sehr großen Wert auf qualifizierte und sympathische Übungsleiter. Das bestätigt unsere Vereinsphilosophie, die besagt, dass unsere Übungsleiter die größte Stütze im Verein sind. Daher werden sie auch zu Aus- und Weiterbildungen motiviert und dabei finanziell unterstützt.“

Erfolgreicher Verein unter professioneller Führung

Für Sabine Schenke war das duale Studium genau die richtige Entscheidung, welches sie mit 49 Jahren erfolgreich abschließen konnte. So kam es, dass im März 2018, nur wenige Wochen nach ihrem Studienabschluss auf der Jahreshauptversammlung verkündet wurde, dass sie die Nachfolge des scheidenden Geschäftsführers antritt. Der Vorstand ist sehr zufrieden mit der Nachfolgeregelung und setzt die Sportökonomin als Geschäftsführerin ein. Dabei kommt auch in Zukunft ihr ehrenamtliches Engagement nicht zu kurz. Sie bleibt weiterhin als Übungsleiterin aktiv und unterstützt die Durchführung der vielfältigen Veranstaltungen. Der Verein ist jedoch nicht nur im Breitensport aktiv, sondern unterstützt auch im Rahmen seiner Möglichkeiten Leistungssportler, wie Nachwuchsathletin Majtie Kolberg, die kürzlich den U20-Titel bei der Deutschen Leichtathletikmeisterschaft in Rostock über 800 Meter gewonnen hat. Bereits im Februar erkämpfte sie sich über die gleiche Distanz den Sieg bei der Hallen-DM U20. Genauso erfolgreich ist 5000m-Läufer Devin Meyrer, der jüngst bei der U23 Deutscher Meister wurde. Diese Sparte stellt eine Besonderheit im alltäglichen Vereinsgeschäft dar und Bedarf der Absprache zwischen Sponsoren, Verbänden, Trainern und Sportlern.

Eine weitere besondere Entwicklung stellt der Rehasport dar. Mit dem Angebot vor zehn Jahren hat der TuS eine Tür aufgestoßen und ist auf großen Bedarf gestoßen. Planung der Gruppen, Ausbildung der Übungsleiter, Ablauf und Abrechnungsverfahren mit den Krankenkassen machte die Gründung der Reha- und Gesundheitssport-Abteilung notwendig. Ziel des Vereins und der Krankenkassen ist es, die Teilnehmer auch nach Ablauf der ärztlich verschriebenen Reha-Sport-Verordnung weiter zum Sport im Verein zu animieren. Jede Menge Ziele und Herausforderungen, welche die hauptamtliche Geschäftsführerin in Zukunft weiterhin mit voller Energie aber auch mit ihren sportökonomischen Fachkompetenzen angehen wird.