DHfPG News

Sportökonomie-Artikelserie: „Zukunftsweisende Technologien im Sportmanagement“

Seit Sonntag versammeln sich auf Europas bedeutendsten Blockchain Summit in Frankfurt globale Größen wie Bosch, SAP, VISA, IBM, PayPal, Deutsche Bank oder KPMG, um sich gemeinsam über die Blockchain-Technologie auszutauschen - eine Technologie, die das Potenzial besitzt, unsere Gesellschaft und Ökonomie so nachhaltig zu verändern, wie es bisher nur das Internet vermochte. Im Rahmen der Sportökonomie-Artikelserie „Zukunftsweisende Technologien im Sportmanagement“ wird DHfPG-Dozent Simon Wentzel in den nächsten Wochen die Blockchain-Technologie vorstellen und ausführlich ihre Anwendungspotenziale im Sportmanagement aufzeigen. Erfahren Sie heute, wie diese Technologie grundsätzlich funktioniert, wie sie entstanden ist und was sie branchenübergreifend so bedeutsam macht.

So funktioniert die Blockchain

Funktionsweise der Blockchain

Blockchain Teil 1: Die Blockchain – Eine Technik mit dem Potenzial die (Sport-)Welt zu verändern

Viele Innovationen teilen sich das Schicksal, dass sie anfangs vollkommen falsch eingeschätzt wurden. So wurde die Glühbirne von Edison als deutlicher Fehlschlag eingestuft, der weltweite Bedarf von Kraftfahrzeugen auf lediglich eine Million geschätzt, dem iPhone keine Chancen auf dem Markt eingeräumt und das Internet als Spielerei für Computerfreaks bezeichnet. Inzwischen ist das Internet aus dem Alltag der Menschen nicht mehr wegzudenken. Es hat die Art wie Menschen miteinander kommunizieren grundlegend verändert. Neue Geschäftsmodelle wurden entwickelt und unter dem Sammelbegriff „Internet der Dinge (IdD) bzw. „Internet of Things“ (IoT) etablieren sich seitdem Technologien, die eine selbstständige Vernetzung von Gegenständen mit dem Internet ermöglichen und so verschiedenste Aufgaben für den Menschen verrichten. Ohne das Internet ist heutzutage kein Unternehmen mehr wettbewerbsfähig.

Glaubt man verschiedenen Experten, so könnte eine ähnliche digitale Zeitwende schon sehr bald wieder bevorstehen – hervorgerufen durch eine Technologie namens Blockchain. Bereits im Jahr 2016 wurde die Blockchain auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos, als einer von sechs Megatrends im Bereich der IT identifiziert. Sie bietet eine neue Möglichkeit Geschäftsabläufe zu digitalisieren. Schon jetzt zwingt ihr disruptiver Charakter ganze Branchen, wie beispielsweise die Finanz-, Versicherungs-, Logistik- und Gesundheitsbranche dazu, die eigenen Geschäftsprozesse und Geschäftsmodelle zu hinterfragen. Auch die Sportbranche ist mit einigen fundamentalen Veränderungen konfrontiert. Laut Benjamin Penkert, Gründer der Forschungsgruppe SportsTechX, geht der zunehmende Druck auf eine neue Generation von Sportfans zurück, die ein völlig anderes Verständnis und andere Erwartungen an die Sportbranche haben. Technologie ist laut Peckert ein Werkzeug, mit dessen Hilfe sich die Branche besser an die sich verändernden Bedürfnisse anpassen kann. Speziell der Blockchain-Technologie wird hierbei ein großes Potenzial zugeschrieben, die Herausforderungen zu bewältigen.

Doch kaum einer weiß wirklich, was sich hinter der Blockchain verbirgt und wie sie funktioniert. Es macht somit Sinn, sich mit dieser Technologie einmal grundsätzlich auseinanderzusetzen, um ihr Potenzial für die Sportbranche nachvollziehen zu können.

Ursprung
Die Ursprünge der Blockchain-Technologie gehen auf das Jahr 2008 zurück. In diesem Jahr veröffentlichte eine bis heute unbekannte Person unter dem Pseudonym Satashi Nakamoto ein Whitepaper für digitales Bargeld –  der Kryptowährung Bitcoin. In diesem Schriftsatz beschreibt Nakamoto gravierende Probleme im Umgang mit monetären Werten. Zentralen Institutionen, wie Banken, Versicherungen oder Regierungen wird im Umgang mit monetären Werten ein Vertrauensmissbrauch vorgeworfen. Um diesem Vertrauensbruch, und dem damit einhergehenden Datenmissbrauch, auf einer systemischen Ebene vorzubeugen, wurde die Technologie der Blockchain entwickelt. Eine Veruntreuung von Geldern, der Missbrauch von entgegengebrachtem Vertrauen oder schlichtweg Betrug soll durch sie deutlich erschwert werden.

Funktionsweise
Stark vereinfacht beschrieben ist die Blockchain eine dezentrale Datenbank, die sich aus einer Kette („chain“) von Datenblöcken („block“) zusammensetzt. Diese Kette wird permanent um neue Blöcke erweitert, in denen Transaktionen abgelegt werden. Das Prinzip lässt sich mit der Arbeit eines Buchhalters vergleichen, der alle Überweisungen in einem Netzwerk auf ein Blatt Papier schreibt und sobald dieses voll ist, in den dazugehörigen Ordner abheftet. Das Blatt Papier beschreibt hierbei den Datenblock, der Ordner die Blockchain. Oberstes Gebot eines Buchhalters ist bekanntlich die Fehlerfreiheit der von ihm geführten Bücher, für die er in der Regel alleine zu sorgen hat. Bei der Blockchain wird die Rolle des Buchhalters von einem Abstimmungsmechanismus übernommen, mit dessen Hilfe alle Netzwerkteilnehmer entscheiden, welche Datenblöcke als gültig akzeptiert und welche als ungültig eingestuft werden. Letztere werden einfach aussortiert und die Transaktion nicht vorgenommen, weil beispielsweise im Rahmen einer Finanztransaktion das Konto nicht ausreichend gedeckt ist. Im Englischen spricht man auch von einer „Distributed Ledger Technology“ (DLT), oder zu Deutsch „verteilte Buchhaltungs-Technik“.

Ist der neue Datenblock von den Netzwerkteilnehmern validiert und verifiziert worden, wird er an die Kette angehängt. Sobald dies geschehen ist, erhalten alle Teilnehmer des Netzwerks eine Kopie der neuen Blockchain. Dadurch sind sämtliche Transaktionen, die seit dem Start des jeweiligen Blockchain Netzwerks vorgenommen wurden, in ihr verzeichnet, was vollkommene Transparenz gewährleistet.
 
Doch das wirklich Besondere ist die Tatsache, dass die Blockchain quasi nicht zu fälschen ist. Jeder Block enthält Informationen (Hashwert) des vorherigen Blocks und baut auf diesem auf. Sobald in einem Block Daten nachträglich verändert werden, verlieren alle auf ihr aufbauenden Blöcke ihre Gültigkeit. Die Manipulation wird den Netzwerkteilnehmern sofort angezeigt und der Fälscher wäre entlarvt. Zudem sind die Informationen in der Blockchain, im Gegensatz zu herkömmlichen zentralen Datenbanken, auf tausenden Rechnern rund um den Globus gespeichert. Jeder Netzwerkteilnehmer verfügt hierbei über eine Kopie der aktuellen Blockchain. Eine einzige Version ließe sich noch leicht manipulieren. Auch zwei oder drei Versionen wären noch durchaus mit entsprechendem Aufwand zu fälschen. Da jedoch hunderte bis tausende Kopien der unverfälschten Blockchain existieren, müssten alle Kopien zeitgleich verändert werden, um eine Manipulation zu verschleiern.

Das System ist grundsätzlich flexibel handhabbar. An manchen Blockchain-Netzwerken ist eine anonyme Teilnahme der Nutzer möglich, bei anderen ist zuvor eine persönliche Identifikation notwendig. Manche Blockchains besitzen wie die Bitcoin einen öffentlichen Charakter, sodass jeder sich an ihr beteiligen kann, während andere privat sind und sich ausschließlich an einen festen Kreis von Teilnehmern, wie beispielsweise ein Unternehmen und seine Zulieferer, richten. Egal für welche Art der Blockchain sich letztendlich entschieden wird, durch die dezentrale Ablage rund um den Globus, sowie die aufeinander aufbauende Systematik der Blöcke, sind die Daten in jedem Fall umfassend geschützt und transparent (siehe Grafik).

Blockchain 2.0: Ethereum und Smart Contracts
Im Jahr 2015 entwickelte der kanadisch-russische Softwareentwickler und Visionär Viktor Buterin die Technologie so weiter, das eine Plattform für dezentrale Apps (DApp) entstand, die auf einer Blockchain basiert und das Arbeiten mit automatisierten „Wenn-Dann“ Formeln ermöglicht. Seine Plattform taufte Buterin auf den Namen Ethereum, die zusammen mit der Bitcoin die aktuell prominenteste und am weitesten verbreitete Anwendung der Blockchain ist. Das wirklich Besondere an Ethereum ist das gerade erwähnte Arbeiten mit automatisierten „Wenn-Dann“ Abfolgen. Dies ermöglicht so genannte Smart Contracts („intelligente Verträge“). Hierbei handelt es sich nicht um Verträge im juristischen Sinn, sondern vielmehr um intelligente Funktionen, die vereinbarte Handlungen automatisch auslösen, wie etwa eine Zahlung bei Warenerhalt. Eine Drittpartei (Intermediär) ist folglich für die Abwicklung nicht mehr notwendig. In der Versicherungsbranche werden solche „intelligenten Verträge“ bereits genutzt. Mit Fizzy hat der Versicherungskonzern AXA bereits die erste voll automatisierte Versicherung auf Ethereum-Basis für Flugverspätungen auf den Markt gebracht. Basierend auf einer Flugverkehrsdatenbank reagiert das System automatisch, wenn sich der gebuchte Flug um eine im Smart Contract festgelegte Zeit verspätet. Ohne dass der Kunde wie in der Vergangenheit den Schaden melden oder etwas anderes machen muss, bekommt er den im Smart Contract definierten Entschädigungsbetrag für die jeweilige Verspätung auf sein hinterlegtes Konto überwiesen. Es wird kein Schadenssachbearbeiter mehr benötigt, der die Verspätung aufnehmen muss und die Zahlung auslöst. Ein gängiger Prozess wurde somit mit der Blockchain digitalisiert und effizienter gemacht.
Doch neben der Finanz- und Versicherungsbranche bietet die Blockchain-Technologie auch im Sportsektor vielfältige Anwendungsmöglichkeiten.

Vorschau auf nächste Woche
Das Transfergeschäft an die Kette gelegt
Sportorganisationen müssen pro Saison eine Vielzahl von Verträgen ausarbeiten und einhalten. Ein Beispiel hierfür sind Spielerverpflichtungen, bei denen ein einzelner eingeschlichener Fehler im schlimmsten Falle die Verpflichtung des Spielers platzen lassen und finanzielle, lizenzrechtliche sowie sportliche Konsequenzen nach sich ziehen kann.

Erfahren Sie nächste Woche, auf welche grundlegende Art und Weise das Transfergeschäft im Profisport durch die Blockchain-Technologie verändert werden kann.