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DHfPG-Studierende veröffentlicht Buch über ihren Ausbruch aus der Magersucht

Lea-Sophie Steiff ist 23 Jahre alt, studiert Fitnessökonomie an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) und veröffentlichte im Oktober ihr erstes Buch. Darin geht es um ihren Weg aus einer Krankheit, die eine hohe Dunkelziffer hat.

 

Wie alles angefangen hat

Lea-Sophie Steiff wuchs in einem kleinen Ort in der Pfalz auf. Sie ging gerne zur Schule, schrieb gute Noten und spielte in ihrer Freizeit Klavier. "Ich war als Kind relativ unsportlich und habe auch gerne und viel gegessen. Ich war auch immer etwas dicker als meine Freundinnen", erzählt sie. Als sie 14 Jahre alt war, wurden die Klassen in der Schule gemischt und Freundschaften gingen auseinander. "Da hatte ich dann auf einmal das Gefühl, über alles die Kontrolle zu verlieren. Meine Noten wurden schlechter und meine Freundinnen waren alle dünner als ich. Also dachte ich mir, wenn ich schon über alles die Kontrolle verliere, muss ich sie wenigstens über mich behalten. Daher wollte ich zuerst ein paar Kilo an Gewicht verlieren. Ich habe dann angefangen Sport zu treiben und auf meine Ernährung zu achten. Am Anfang war das auch in einem gesunden Maß, ich habe einfach die vielen Süßigkeiten weggelassen. Dann habe ich geschaut, welche Lebensmittel weniger Kalorien haben als andere. Ich habe immer weniger Lebensmittel gegessen, aber trotzdem nur relativ langsam an Gewicht verloren." In dieser Abwärtsspirale hing Lea-Sophie vier Jahre lang fest. "Immer wenn ich dachte, ich habe mein Ziel erreicht und wieder fünf Kilo weniger auf der Waage, musste noch mehr Gewicht runter. Ich habe im Spiegel nur gesehen, dass mein Bauch und meine Oberschenkel noch nicht dünn genug waren, aber nicht, dass meine Arme nur noch Streichhölzer waren. Es war einfach nie wenig genug."

Ihre Eltern haben gemerkt, dass ihre Ernährung krankhaft wurde und schickten sie in eine Klinik. "Da wurde ich innerhalb von 12 Wochen ziemlich schnell 'hochgemästet'. Ich habe mich so unwohl gefühlt und mir war dort schon klar, dass ich zuhause wieder abnehmen werde. Heute würde ich sagen, dass ich noch kränker rausgekommen bin, als ich reingekommen bin. Aber dass ich krank bin, habe ich damals nicht gesehen."

Nach dem Klinikaufenthalt kam der Rückfall, die damals 18-Jährige hat immer weniger gegessen – bis sie nur noch 36 kg wog. "Mein Körper war auf allen Ebenen im Sparmodus, ich habe alles nur noch schleierhaft wahrgenommen. Zu dieser Zeit hat mich jeder wie eine Kranke behandelt, der einzige Mensch, der das nicht getan hat, war mein damaliger Klavierlehrer. Er nahm mich plötzlich zur Seite und hielt mir eine Standpauke. Er hat mich wie ein Mensch behandelt, da hat es auf einmal Klick gemacht." In der gleichen Nacht dachte Lea-Sophie, sie würde sterben. "Mein Herz raste, ich dachte mein Körper schafft es nicht mehr. In diesem Moment wurde mir aber bewusst, dass ich etwas ändern muss, wenn ich weiterleben will – und das wollte ich."

Lea-Sophie wusste, dass ihr eine erneute Therapie nichts bringen würde, also recherchierte sie im Internet. "Ich bin dann auf einen Blog von Kayla Itsines gestoßen, einer bekannten australischen Personal Trainerin. Da habe ich Vorher-Nachher-Bilder von Menschen gesehen, die durch den Sport an Muskeln und somit auch an Gewicht zugenommen haben. Daraufhin habe ich mir das Programm gekauft und angefangen zu trainieren. Ich habe auf einmal bemerkt, dass sich mein Körper zum positiven verändert und stärker wird."

Nach dem Abitur nach Neuseeland gereist

"Ich wusste nach dem Abitur noch nicht, was ich genau machen möchte. Ich wusste nur, es soll etwas sein, was mit Menschen und mit dem Thema Gesundheit zu tun hat. Mein Papa machte schließlich den Vorschlag, ins Ausland zu gehen, um in dieser Hinsicht weiterzukommen. Mir wurde dann auch klar, dass ich das für mich machen muss, um zu sehen, was das Leben alles zu bieten hat." Sie entschied sich, im September 2017 für ein halbes Jahr nach Neuseeland zu reisen. Über eine Internetseite suchte sie nach verschiedenen Jobs, arbeitete auf Farmen oder als Au-Pair, und reiste einmal von Nord nach Süd und wieder zurück. "Das war einfach eine tolle Erfahrung." Im März 2018 kam sie zurück nach Deutschland und war sich immernoch nicht sicher, was sie studieren sollte. "Ich habe dann erstmal weiterhin verschiedene Nebenjobs gemacht. Und ich habe mich im Fitnessstudio angemeldet." Rebecca, ihre damalige Trainerin, studierte zu dieser Zeit Fitnessökonomie an der DHfPG. "Sie zeigte mir, wie der eGym-Zirkel funktioniert und wir unterhielten uns über verschiedene Themen – auch über ihr Studium."

Daraufhin informierte sich Lea-Sophie über die Hochschule und die verschiedenen Studiengänge. "Das Fitnessstudio, in dem ich damals trainiert habe und heute arbeite, ist sehr familiär. Mein heutiger Chef kannte daher auch meine Vorgeschichte – er sah, dass ich sehr viel Zeit im Fitnessstudio verbrachte und fragte mich, ob ich im nächsten Jahr als duale Studentin anfangen möchte. Er gab mir eine Chance und ich habe sie genutzt."

Vom Studiomitglied zur dualen Studentin

Lea-Sophie entschied sich auch für den Studiengang Bachelor of Arts Fitnessökonomie und startete im Wintersemester 2018 ihr duales Studium. "Der Studiengang deckt meiner Meinung nach am meisten ab – von Trainingslehre über Gesundheitswissenschaft hin zur Ökonomie. Gerade, wenn ich mich später mal selbstständig machen möchte, helfen mir die betriebswirtschaftlichen Aspekte natürlich weiter. Und wenn ich merke, dass mich ein Bereich aus der Trainingslehre besonders interessiert, kann ich zusätzlich eine Weiterbildung bei der BSA-Akademie machen. Ich habe z. B. bereits den Lehrgang zur Leistungssport Body-Trainerin gemacht."

Als sie Ende 2018 anfing, arbeitete sie zunächst an der Theke und im Servicebereich. "Nach dem ersten Trainingslehre-Modul wurde ich auch auf der Fläche eingeteilt und besuchte noch eine Schulung über die eGym-Geräte. Irgendwann durfte ich Termine mit Kunden machen und bekam nach und nach mehr Verantwortung." Die 23-Jährige durfte zudem bereits verschiedene Projekte betreuen, z. B. eine interne Studie zu Rückenschmerzen und der Entwurf einer Werbeanzeige. "Und ich durfte einen Ernährungsguide schreiben, der anschließend gedruckt wurde und nun bei uns im Studio erhältlich ist."

Und die Pläne für die Zukunft?

"Ich bin im Februar 2022 mit meinem Studium fertig, habe also noch über ein Jahr vor mir. Aber ich könnte mir vorstellen, nach dem Studium selbstständig als Coach zu arbeiten. Aber nicht nur im Bezug auf Training und Ernährung, sondern auch auf das richtige Mindset. Mir wurde durch die Magersucht klar, wie wichtig es ist, ein positives Mindset zu haben und Selbstbewusstsein aufzubauen – denn die Veränderung findet immer zuerst im Kopf statt."

Ihr Tipp:

"Ich finde, man sollte sich grundsätzlich immer überlegen, was man will. Man sollte losgelöst darüber nachdenken, was man im Leben erreichen möchte. Wo möchte ich hin und warum möchte ich das erreichen? Wenn man weiß, was man möchte, ist das bereits die halbe Miete. Und wenn man das weiß, darf man einfach nicht aufgeben!"

 

Das Buch von Lea-Sophie Steiff ist im Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag erhältlich:

Wie viel wenig ist genug? Mein Ausbruch aus der Magersucht