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„Die Weisheit der vielen…“

Warum schätzt eine Gruppe von Laien das Gewicht eines Ochsen genauer als eine einzelne Person mit Fachwissen? Warum fand eine Gruppe von Männern ein verloren gegangenes U-Boot, obwohl keine der einzelnen Schätzungen zu dem Standort geführt hätte? Und warum bestimmt eine Gruppe von Studenten die Anzahl von Bonbons in einem Glas genauer als fast jede Einzelschätzung?

 

Viele von uns sind der Auffassung, dass wertvolles Wissen in nur sehr wenigen Köpfen konzentriert ist. Es wird davon ausgegangen, dass zur Problemlösung oder Entscheidungsfindung, die eine Person gefunden werden sollte, die im Besitz der richtigen Antwort ist. Das ist vor allem dann der Fall, wenn man einzelnen Gruppenmitgliedern nicht zutraut sonderlich informiert oder zu rationalem Denken imstande zu sein. Dabei ist das Zusammenführen von Informationen, die in Gruppen zu gemeinsamen Entscheidungen führen, oft besser als die Lösungsansätze einzelner Teilnehmer. Schafft man die richtigen Umstände, sind Gruppen bemerkenswert intelligent und oft klüger als die Schlausten in ihrer Mitte.

Kollektive Intelligenz

Die einleitenden Sachverhalte sind nur einige Beispiele für das Phänomen der kollektiven Intelligenz, die auch als Gruppenintelligenz oder Schwarmintelligenz bezeichnet wird. Für das „Entstehen“ der kollektiven Intelligenz ist es von großer Bedeutung, dass jedes Gruppenmitglied zu möglichst unabhängigem Denken und Handeln fähig sein muss. Ansonsten beeinflussen sich die Meinungen/Entscheidungen der einzelnen Personen gegenseitig und es kommt zu Anpassungseffekten.
Meinungsvielfalt und -unabhängigkeit innerhalb einer Gruppe ist deshalb wichtig, weil die besten kollektiven Entscheidungen eben nicht durch Konsens und Kompromisse zustande kommen, sondern durch im Wettbewerb zueinanderstehenden und unabhängigen Meinungen. Dieser Ansatz lässt sich, neben politischen und sozialen Bereichen, auch auf das Teammanagement und die Entscheidungsstrukturen in Unternehmen projizieren.

Probleme gemeinsam lösen

Gerade in der heutigen komplexen und interdisziplinären Arbeitswelt ist Teamarbeit omnipräsent und nicht mehr wegzudenken. Vorsprung durch „Herrschaftswissen“ gehört der Vergangenheit an. Problemlösungen und Entscheidungen werden oft in Arbeitskreisen oder Meetings erarbeitet bzw. getroffen. Unter manchen Umständen arbeiten Gruppen dabei besser, unter anderen weniger gut. Um die Vorteile von Mehrpersonenentscheidungen auch wirklich zu erzielen, sollte sich aber unbedingt mit der Gruppenzusammenstellung und den geschaffenen Rahmenbedingungen befasst werden. Wichtig ist, dass jeder einzelne unabhängig denken und handeln darf, die Gruppe groß genug und different ist und die Mitglieder darauf vertrauen können, dass ihre Meinung wirklich zählt.

Dabei sind für gute Teamarbeit soziale Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Umgang mit Konflikten, Anerkennung, Respekt, Achtsamkeit, Vertrauen und Kommunikation mindestens genauso wichtig wie die Fachkompetenz der einzelnen Teammitglieder. Bei der Zusammensetzung des Teams, der Teamführung, wie auch bei der Schaffung der erforderlichen Rahmenbedingungen kommt der Führungskraft eine besonders wichtige Rolle zu. Sowohl bei klassischen Ansätzen, als auch bei den Erkenntnissen von Surowiecki gilt es, die Rahmenbedingungen für das Team so zu schaffen, dass eine bestmögliche Aufgabenbewältigung erfolgen kann.

Der Studiengang Master of Arts Prävention und Gesundheitsmanagement qualifiziert die Studierenden zielgerichtet für die immer komplexer werdenden beruflichen Anforderungen an Teamleiter und Führungskräfte im Gesundheitsmarkt. Mithilfe von Rollenspielen, Projektarbeiten und Fallbeispielen sowie dem Lösen von komplexen Aufgabenstellungen im Team wird die Handlungskompetenz der Studierenden gefördert und der Anwendungsbezug des Erlernten gesichert.

 

Literatur:

Möller, S. (2016). Erfolgreiche Teamleitung in der Pflege. Berlin, Heidelberg: Springer.

Surowiecki, J. (2017). Die Weisheit der Vielen. Kulmbach: Börsenbuchverlag.