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Studi der Woche: Tim Nimmesgern

Bachelor-Absolvent Tim Nimmesgern schloss im Jahr 2016 den Bachelor of Arts Sportökonomie an der DHfPG erfolgreich ab und trat anschließend eine Vollzeitanstellung beim Deutschen Handballbund (DHB) an. Seit nun mehr als vier Jahren ist der gebürtige Saarbrücker als Referent für Mitgliederentwicklung und Jugend beim DHB. Bis zum 29.07. bestand die Möglichkeit, Fragen an den DHfPG-Absolventen zu stellen!

 

Über Tim:

  • Alter: 27
  • Beruf: Referent für Mitgliederentwicklung und Jugend
  • Studiengang an der DHfPG: Sportökonomie
  • Hobbies: Handball, Tennis, Sport und definitiv die Welt erkunden
  • Lieblingsessen: Eat Pasta, run faster!
  • Lieblingsgetränk: guter Kaffee
  • Motto/Lieblingszitat: Spaß haben, nachdenken, machen!

 

Wie sieht dein Tagesablauf aus und was genau sind deine Aufgaben?

Grundsätzlich sieht jeder Tag anders bei mir aus und in diesem Jahr noch mehr als zuvor. Zwischen der Arbeit im Büro und externen Terminen steht immer irgendwas an. Von der Kommunikation, Konzeption, Vertrieb bis hin zur Gestaltung einer Projektidee, die meist mehrere Bereiche, Organisationen und Steps gleichzeitig umfasst. Interdisziplinarität steht daher an der Tagesordnung. Prozess-, Produkt- und Projektmanagement ist mittlerweile nach den ersten Jahren der Strategiedefinition aber merklich mehr geworden als noch vor 3-4 Jahren.
Wenn ich einen klassischen Bürotag nehme, falle ich aus meiner Haustür aufs Fahrrad, fahre ins Büro und starte mit einem klassischen Mail- und Terminscreening. Danach definiere ich meine To-do Liste und stimme mich mit den Aufgaben und Vorhaben meiner Kollegen ab. Dann geht’s los! Viel Management- und Konzeptionsaufwand und der Versuch den Verband mit all seinen Stakeholdern und verschiedenen Ideen zu beleben bzw. mitzugestalten. Dabei arbeiten wir meist in themenspezifischen, überfachlichen Teams zusammen. Insbesondere prägt unsere Arbeit aktuell die Erfüllung der Mitgliederkonzeption, der Strukturreformprozess und nach der Wiederaufnahme des vereinsbasierten Sports auch dessen Weiterentwicklung in unserem Verband. Apropos (vereinsbasierter) Sport, da geht es am Abend meist direkt aus dem Büro hin. Man sollte das ja vorleben, was man vermitteln will.

 

Ich muss leider eine kritische Frage stellen. Warum werden im Jugendbereich den kleineren Vereinen bzw. „Farmvereinen" immer mehr Steine in den Weg gelegt? Als Beispiel die Verkleinerung der A-Jugend Bundesliga und die Verteilung von Wildcards für ebendiese an Leistungszentren in den vergangenen Jahren. Man gewinnt den Eindruck, dass die Basis immer kleiner gehalten wird und Bundesligisten bevorzugt werden, doch ohne die Basis beginnt niemand mehr mit unserer wunderschönen Sportart... Was soll passieren um den mittleren und kleinen Vereinen die Jugendarbeit attraktiv zu machen? Den wichtigsten Punkt habe ich noch vergessen: es gibt keinerlei Ausbildungsprämien für die Vereine.

Erstmal: Nur durch kritische Fragen und Betrachtung verschiedener Sichtweisen können wir uns weiterentwickeln. Von daher schon mal die Ermutigung, deine Ansichten und Meinungen in deinem Verein, Landesverband immer zu platzieren, damit dies seine Berücksichtigung findet. Davon leben wir, unsere Sportart und insbesondere die Vereins- und Verbandslandschaft.
Du sprichst von zwei verschiedenen Schritten der Mitgliedersystematik. Auf der einen Seite beschreibst du den Prozess der Mitgliedergewinnung und -bindung mit dem Ziel, quantitativen Output in Form von Mitgliedern/ Handballspielern, zu bewirken. Auf der anderen Seite selektiert sich aus dieser Vielzahl an leistungsorientierten HandballerInnen eine kleinere Anzahl an TopspielerInnen, die eine gesonderte qualitative Förderung benötigen, um im Wettbewerb mit anderen Teams im internationalen Wettkampf eine bestmögliche Performance zu generieren. Dieses Talentemanagementsystem ist Bestandteil unseres Leistungssportkonzeptes und damit der zweiten großen Säule unseres Verbandes. Dabei geht es nicht darum, kleinen Vereinen etwas wegzunehmen, sondern Talente in der Ausbildung und Persönlichkeit konzentriert, systematisch weiterzuentwickeln. Grundvoraussetzung dafür ist eine klare Rollenverteilung aller Beteiligten, um beide Grundfunktionen im Rahmen des Ressourcenaufwandes zu erfüllen. Dabei ist es die Aufgabe meiner Abteilung, Handballer zu generieren und die des Leistungssportkonzeptes, diese im internationalen Vergleich zu Topathleten zu machen.

 

Inwiefern ist das Thema Digitalisierung beim DHB im Kontext des Themas Mitgliederentwicklung & Jugend relevant? Vor allem angetrieben durch die aktuelle Situation.

Vor, während und nach der Pandemie ist Digitalisierung auf allen Ebenen ein riesiges Thema gewesen, das jetzt einen Boost in der Umsetzung und Bereitstellung unserer Ressourcen bekommen hat. Grundsätzlich findet fast unsere komplette Konzeption, Kommunikation und Distribution von Projekten mittlerweile über den digitalen Weg statt. Wir hatten in diesem Fall Glück, dass unsere Organisation sich bereits im Vorfeld für die Digitalisierung ausgesprochen und gerüstet hat.
Wir haben verschiedene Adressatengruppen, die wir alle digital abholen wollen. Dafür müssen wir viele individuelle Konzepte entwickeln. Insbesondere im Jugendbereich gilt es natürlich, andere jugendgerechte Kommunikationsformen zu entwickeln. Dort profitieren wir aber auch nochmal immens aus der Expertise anderer Funktionsbereiche. Portalstrategie, Wissensvermittlung, Contentproduktion und digitale Arbeitsweisen sind nur Oberbegriffe, die sich in den letzten Monaten rasant weiterentwickelt haben.

 

Wie bist du zu der Anstellung gekommen? Wie war der Übergang vom Studium zu deiner jetzigen Arbeitsstelle?

Ich habe damals während meines dualen Studiums beim Landesverband die Möglichkeit bekommen (Danke an dieser Stelle), ein halbes Jahr als Praktikant beim Deutschen Handballbund und im Bereich Events/Vermarktung reinzuschauen. Dieser Tapetenwechsel war am Ende für beide Seiten eine Bereicherung. Als das vorbei war, habe ich meine Bachelorarbeit über ein Sponsoringinstrument beim Deutschen Handballbund geschrieben und bin so dauerhaft in Kontakt geblieben. Danach hat mir mein Netzwerk und die Bekanntheit in der Organisation bestimmt ein bisschen geholfen, um Fuß zu fassen, jedoch gab es damals auch einen ganz normalen Bewerbungsprozess, in dem ich mich gegenüber einigen anderen Bewerbern durchsetzen musste. Die letzten Monate habe ich dann schon beim DHB verbracht, womit der Übergang fließend war. Zur richtigen Zeit, die richtige Stelle, am richtigen Ort.

 

Was war dein spannendstes Projekt beim DHB?

Definitiv und ohne eine Sekunde zu überlegen die Heimweltmeisterschaft 2019. Dort habe ich als Venue Manager in allen deutschen Spielstätten in einem emotional überwältigenden Umfeld, neue Eindrücke gewinnen und vielseitige Kompetenzen lernen dürfen. Mega anstrengend, aber eine der lohnendsten Zeiten überhaupt.

 

Was sind deine Tipps, um im Sportbusiness Fuß zu fassen?

Wissen und Netzwerk.
Man benötigt einen Standard aus fachlichem Wissen, ergänzt um das ein oder andere Spezialthema. Je mehr Erfahrung, desto mehr Spezialthemen hat man drauf und erlebt. Im Umkehrschluss hilft einem ein Netzwerk, um entweder fehlendes Wissen weiter zu generieren oder aber das Wissen zur richtigen Zeit zu verwenden. Neugierig bleiben hilft.
 

Es ist ja nun fast 8 Uhr morgens. Was frühstückst du?

Der Büroklassiker bei uns - Joghurt, Müsli, Banane.