DHfPG News

Sportökonomin leitet das Praxismanagement

Alles begann mit der Suche nach einem Studium, das Sport und Wirtschaftswissenschaften perfekt miteinander kombiniert – Anja Niebert wurde fündig: Sie absolvierte ihr BA-Studium Sportökonomie an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG). Heute hat die Augsburgerin ihren Master-Abschluss in der Tasche und kann darüber hinaus eine herausragende Thesis vorweisen, die die größten Herausforderungen physiotherapeutischer Einrichtungen im zweiten Gesundheitsmarkt herausstellt.

 

Physiotherapiepraxis phyvo in Augsburg

Fotos: phyvo

„Nach dem Abitur wollte ich für mein Studium unbedingt in Bayern bleiben“, erklärt die 25-Jährige. „Augsburg und München hatten jedoch kein passendes Studienangebot für mich. Dann bin ich auf die DHfPG aufmerksam geworden. Die Kombination aus Tätigkeit im Betrieb und Fernstudium mit kompakten Lehrveranstaltungen hat sich cool angehört und die Einsatzfelder in Sportinstitutionen, Physio- und/oder Fitnesseinrichtungen waren sehr interessant – außerdem konnte ich in Augsburg wohnen bleiben.“

Duales Studium in Frauenfitnessstudio

 „Rückblickend waren die dreieinhalb Jahre duales Studium optimal für mich. Das würde ich auch immer wieder so machen – während des Studiums konnte man sich auf ein Thema vorbereiten, das wurde in der Präsenzphase praxisnah wiederholt und im Anschluss hat man die Prüfung abgelegt oder eine Hausarbeit geschrieben. Das war super, vor allem im Vergleich zu einem ‚normalen‘ Studium, bei dem man sich gleichzeitig auf fünf oder sechs verschiedene Module konzentrieren muss.“ Im Betrieb konnte sie von Anfang an das Gelernte in die Praxis umsetzen – von der Kundenakquise über die Trainingsbetreuung bis hin zum Qualitätsmanagement.

Master-Studium mit Wechsel in die Physiotherapiepraxis

Nachdem die Augsburgerin erfolgreich ihr Bachelor-Studium beendet hatte, startete sie mit dem Master of Arts Prävention und Gesundheitsmanagement, wechselte nach einiger Zeit jedoch zum Master of Arts Sportökonomie. „Das war zum Glück überhaupt kein Problem, die fachübergreifenden Module konnten auch angerechnet werden.“

Die Präsenzphasen besuchte sie digital: „Mein Master-Studium fiel genau in die Corona-Zeit. Es war unglaublich, was die DHfPG hinsichtlich digitaler Angebote da innerhalb kürzester Zeit auf die Beine gestellt hat.“

Noch während des Master-Studiums wechselte Anja Niebert vom Frauenfitnessstudio in eine Physiotherapiepraxis. „Über eine Freundin aus meiner Handballmannschaft hatte ich gehört, dass eine Stelle bei phyvo in Augsburg frei werden sollte. Dort konnte ich dann auch kurz darauf anfangen.“

Durch ihre Tätigkeit in der Physiotherapiepraxis kam sie schließlich auch zum Thema ihrer Master-Thesis: die Zukunft der Physiotherapie. „Ich habe eine Analyse zum Status quo durchgeführt. Darin ging es um physiotherapeutische Einrichtungen, die zusätzlich im zweiten Gesundheitsmarkt tätig sind. phyvo ist eine Praxis für Privatpatienten und Selbstzahler. Wir arbeiten im ersten Gesundheitsmarkt auf Rezeptbasis und bieten zusätzlich einen Selbstzahlerbereich für Gesundheitsdienstleistungen wie Wellnessmassagen, Sportkurse oder Personal Trainings an. Physiotherapiepraxen im ersten Gesundheitsmarkt sind an die Vergütung und rechtlichen Grundlagen der Krankenkassen gebunden. Im zweiten Gesundheitsmarkt ist dies nicht der Fall. Da habe ich mir die Frage gestellt, warum es also nicht mehr Praxen mit Selbstzahlerbereich gibt und was der Beweggrund für die Eröffnung einer Praxis mit integriertem Selbstzahlerbereich im zweiten Gesundheitsmarkt war.“

Herausragende Abschlussarbeit mit Mehrwert für die Branche

Mithilfe einer kombinierten Studie aus schriftlicher Befragung und Interviews (Mixed-Method-Ansatz mit explanativem Design) fand Anja Niebert in ihrer Thesis heraus, dass über 70 Prozent der 126 bundesweit befragten physiotherapeutischen Einrichtungen bereits im zweiten Gesundheitsmarkt aktiv sind. Auslöser dieses Engagements war mehrheitlich jedoch kein primär finanzielles, sondern viel mehr ein ideelles Interesse der Betreibenden: den Patientinnen und Patienten die bestmögliche gesundheitliche Versorgung anzubieten, für die die klassische Regelversorgung in der Physiotherapie oftmals nicht ausreicht.

Für die Etablierung auf dem neuen Markt setzen die Einrichtungen auf Angebote in den Bereichen Training/Sport, Ernährung, Prävention und Wellness. Ein Großteil der Befragten ist fest entschlossen, das eigene Dienstleistungsangebot in den kommenden Jahren sukzessive zu erweitern.

Die größten Herausforderungen, die mit einem solchen Engagement einhergehen, lassen sich zu folgenden drei zentralen Themen zusammenfassen:

  1. Zunehmender Fachkräftemangel erschwert die Personalgewinnung
  2. Geringe eigene Expertise im Marketing und Vertrieb
  3. Eingeschränkte bis fehlende Affinität der Therapeutinnen und Therapeuten für den Verkauf von Selbstzahlerleistungen

In der Bewerbung der eigenen Produktpalette setzen die Betreibenden in erster Linie auf den Einsatz von Online-Medien – vorzugsweise Social Media, Website und Suchmaschinenmarketing. Die Ergebnisse der Thesis zeigten jedoch auch auf, dass für ein umfassendes und vernetztes Marketing den Einrichtungen oftmals die fachliche Kompetenz fehlt.

 „An erster Stelle stand die Bedeutung des gesundheitlichen Effekts und nicht etwa Geld. Den Inhabern war es in erster Linie wichtiger, Kunden einen Mehrwert zu bieten, indem die Betreuung nach der physiotherapeutischen Behandlung nicht aufhört“, so Anja Niebert.

Praxismanagement in fester Hand

Auch heute noch arbeitet die Sportökonomin bei der interdisziplinären Physio- und Ergotherapiepraxis phyvo. „Meine Hauptaufgabe ist die Leitung des Praxismanagements. Primär geht es darum, für die Patienten da zu sein – ob Termine planen oder verschieben, Rezepte und Abrechnungen erstellen oder die Kursplanung. Ich bin aber auch für das Marketing und die Veranstaltungsplanung zuständig.“